Mein Jahr in Lettland
Dienstag, 9. September 2014
Die ersten Tage hier
08.09.14
Jetzt schreibe ich endlich, wie es mir so ergangen ist.
Ich gebe zu, bei der Busfahrt eines Unternehmens, das alles russisch oder in mehr oder weniger unverständlichen englisch ansagt, habe ich mich etwas verloren gefühlt. Wir saßen in dem Doppelstockbus oben vor der Heckscheibe und hatten eine gute Sicht. Bilder zeigen kann ich aber nicht, ich habe nicht so viel Zeit sie hochzuladen, denn ich schreibe diesen Text vor und kopiere ihn rein, sobald ich die Gelegenheit habe, ins Internet zu gehen.
Wir wurden von der Schulleiterin J. und ihrem Sohn J. als Fahrer abgeholt. Wir sind in ein berühmtes Gasthaus gegangen, in dem man selbst Essen zusammenstellen kann. Die Reizüberflutung war ganz schön viel für meinen müden Kopf. Die Schulleiterin war total lieb zu uns und wollte auf keinen Fall, dass wir hungern müssen. Sie hat mit uns deutsch gesprochen, aber ihr Sohn englisch. Mit ihm haben wir uns bisher am meisten unterhalten.
Wir wohnen erst Mal im Gästezimmer, weil unser anderes Zimmer mit Schrank und Co noch nicht fertig ist.
Bisher haben wir schon viele Kartoffeln und Möhren geschält, Unkraut gejätet, Geschirr gespült, Pilze gesammelt, gefischt (finde ich persönlich ziemlich langweilig), auf Kinder aufgepasst, Fahrrad gefahren, spazieren gegangen, geputzt, geputzt, geputzt und mit J. (der Sohn) über Geschichte und Politik geredet. Außerdem hat der uns schon die Schulbücher für Deutsch gezeigt und gesagt wie es hier so läuft. Es ist total krass. J. ist am Wochenende, wenn er hier wohnt der „Busfahrer“ der Schule und fährt alle von A nach B; er studiert und er ist Lehrer für Geografie, weil gerade kein anderer da ist. Zuvor war er auch Englischlehrer, wir sollen in dieser Sprache auch eine Klasse übernehmen. Er ist um einiges besser in Englisch als wir und das macht mir etwas Angst. Überhaupt gibt es hier keinen Lehrplan, die Stunden sind nur so ungefähr 40 min lang und jede Klasse hat pro Woche drei Stunden Deutsch (glauben wir). Ja, es wird abenteuerlich! Wir werden aber langsam und behutsam eingeführt werden.
Was ich persönlich noch sehr interessant fand, ist die Art wie die Erstklässler Musik haben. (In die erste Klasse gehen übrigens auch alle Kleinkinder, es wird viel gespielt, gemalt und etwas mit Filzer geschrieben. Also, der Musiklehrer holt nacheinander ein Kind ungefähr 10 min ans Klavier, spielt zwei bis vier Noten und das Kind spielt es mit dem Zeigefinger nach. So wird das Lied nach und nach aufgebaut. Die anderen Kinder nerven daweile am Schlagzeug oder beschäftigen sich anderweitig. Aber sie sind größtenteils ziemlich leicht zu händeln, zumindest was das Fremdeln angeht. Jedenfalls begleiten manche älteren Kinder dann abwechselnd bei den Andachten ein bis zwei Lieder auf die sie spezialisiert sind.
Alle, wirklich unausschließlich alle sind total nett zu uns. Wir unternehmen viel mit einem Jungen aus der achten Klasse und passen auf die kleine M. auf. Viele Mädchen wollen unsere Freundinnen sein.
Jetzt zum Essen. Einige kleine kulinarische Raritäten sind: selbstgemachtes Eis aus Milch von den eigenen Kühen und Beeren (Ich liiiiibe es!), Buchstabennudeln in Milch, Cottagecheese (oder zumindest irgendein leckerer Quark-Käse), eigenes Gemüse, gefangene Fische (Paula, unsere VEGETARIERIN hat auch welchen gegessen, da er nicht von bösen Weltverschlechterern kommt.) und noch vieles mehr. Es ist alles sehr gehaltvoll und man kann sich immer zwischendurch einen Apfel oder etwas anderes holen.
Zusammenfassend ist also zu sagen (super Phrase, funktioniert in jedem Aufsatz), obwohl ich erst drei volle Tage und etwas mehr hier bin, habe ich mich schon eingelebt. Die Gemeinschaft ist super! Es ist wie in einer großen Familie. Sogar das Kartoffelschälen und Geschirrspülen macht Spaß, weil man sich unterhält. Und selbst den Lettischsprechenden höre ich gern zu, obwohl ich so gut wie kein Wort verstehe.

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