Mein Jahr in Lettland
Sonntag, 26. Juli 2015
Johannisbeeren, Unkraut, Sonnenschein und orthodoxe Christen aus Riga – Die letzte volle Arbeitswoche

Paula vor dem Unkrautjäten


Diese Bild zeigt irgendwie sehr schön, was Lettland für mich persönlich bedeutet. Blauer Wolkenhimmel und Arbeit im Freien. (Zumindest im Sommer :) Im Winter sieht es ganz anders aus.)

In der vergangenen Woche haben wir sehr viel draußen gearbeitet. In den ersten Tagen haben wir stundenlang Johannisbeeren gepflückt, eine langwierige nervige Arbeit, aber nicht hart. Manchmal habe ich echt gejammert (nur Paula, meiner Schwester gegenüber, was echt nicht leicht für sie gewesen sein muss). Vom langen Sitzen bekomme ich Rückenschmerzen. Aber als wir in praller Hitze Unkraut jäten und dann am Nachmittag auch noch Heu machen mussten (ich hatte gedacht, das Heu wäre jetzt fertig), sehnte ich mich nach dem Beerenpflücken zurück. Beerenpflücken ist echt eine dankbare Arbeit. Das weiß ich jetzt besser.

Jedenfalls habe ich mich in dieser Woche mehrmals dabei ertappt, dass ich mir sagte: Bald ist es vorbei. Am Dienstag kommt unsere Familie hierher und wir machen zusammen Urlaub bevor es zurück nach Deutschland geht. Ich freue mich schon riesig drauf und bin gar nicht traurig wegen der Abschiede, die noch kommen werden. Sollte ich mich deshalb schämen? Bestimmt werde ich das alles hier vermissen, wenn ich erstmal zuhause angekommen bin. Dann werde ich Beerenpflücken vermissen und Unkraut jäten und selbst das Heumachen. Weil es den Kopf frei macht. Nichts macht den Kopf so frei wie Landarbeit! Mag sein, dass ich während ich auf dem Beet in der Sonne brate wünsche, ich könnte schreiben, wenn ich dann aber Zeit dafür habe merke ich, dass die guten Ideen kamen, während ich in der Erde kniete. Manches schätzt man erst, wenn es vorbei ist. Vieles eigentlich. Und ich bin nicht die Erste, die das bemerkt.

Trotz der vielen Arbeit, oder vielleicht auch wegen ihr, war die Woche wirklich schön. Eine gute letzte Woche mit all dem, was ich zuhause nicht haben werde. Zumindest nicht in diesen Dimensionen.

In dieser Woche war übrigens eine Freizeit in der Kalna Skola. Ungefähr sechzig orthodoxe Letten aus Riga haben hier zusammen gesungen, gebastelt und gebetet und was man eben auf Freizeiten so macht. Ich hatte ja gedacht, dass orthodoxe Christen irgendwie ganz streng oder so sind, aber sie waren ganz normal. Nur die Gebete waren anders. Alles wird gesungen. Das Vater Unser auch, echt alles. Das klingt so schön! Sie singen mehrstimmig und es scheinen alle singen zu können! Das klingt finde ich schon wie aus einer anderen Welt. Dabei sind die Harmonien vom Prinzip her ganz einfach. Vielleicht liegt es gerade daran.

Was noch toll an den Freizeitlern war: Sie haben gekocht und Geschirr gespült! Das hieß nicht, dass wir weniger Arbeit hatten (die Beeren müssen gepflückt werden, bevor sie schlecht werden, und das heißt so schnell und so viel wie möglich), aber es hieß, dass wir Abwechslung hatten. Trotzdem, wenn ich zwischen den Beerensträuchern saß, nur mit Paula, und mir vorstellte, dass wir in einer halben Stunde fertig sein könnten, wenn alle Gäste mitmachen würden, dann war das deprimierend. Aber die waren ja hier, um Urlaub zu machen und sie haben uns das Essen gekocht!

Jedenfalls werden die Sträucher voraussichtlich erst leer sein, wenn Paula und ich schon nicht mehr in der Schule sind. Ich habe nicht nachgezählt, aber es könnten schon hundert sein.

Ich habe in dieser Woche auch ein paar Bilder gemacht. Von den Kindern die am Lagerfeuer spielten. (Das mit dem Kokeln wird hier nicht so eng gesehen.)



Und von Winden und Sternmiere.











Ich liebe Sternmiere und Winde! Am liebsten würde ich mir mal einen Blumenkranz daraus machen, zusammen mit Vergissmeinnicht und Gewitterblümchen. Aber das würde einfach nicht halten und zu schnell verblühen.

Übrigens, morgen kommen 14 Neugnadenfelder zu uns. Sie besuchen uns, um dabei zu helfen, ein momentan nicht nutzbares Klassenzimmer zu renovieren.

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