Mein Jahr in Lettland
Donnerstag, 25. Juni 2015
Heut‘ brauchen wir keinen Regen, Ligo, Ligo…
In der Ligo-nacht, der Nacht vom 23. zum 24. Juni feiern die Letten die Sommersonnenwende. Das ist das wichtigste Fest im Jahr und leider ist es dieses Jahr mehr oder weniger ins Wasser gefallen. Aber ich fange am Anfang. Der Nachtmittag des 23. war nämlich wirklich schön. Am Vormittag hatten wir noch bei kaum merklichem Tröpfelregen Unkraut gejätet und am Nachmittag sind wir Blumen für Kränze pflücken gegangen, H. Paula, ich und A., die deutsche Freiwillige aus Riga, die zum Fest zu uns aufs Land gekommen ist. Am Abend kam dann noch P., ebenfalls deutscher Freiwilliger aus Riga.
Der Regen nahm zu, aber nur so wenig, dass es beim Blumenpflücken nicht gestört hat, und da das Gartenzelt wegen der Hochzeit noch aufgebaut war, konnten wir draußen und mit Dach über dem Kopf Blumenkränze flechten. Jede Blume hat eine andere Bedeutung, aber so wie ich das verstanden habe, bedeutet jede zweite „Fruchtbarkeit“ :). Ich habe keine Ahnung welche Bedeutungen ich in meinen Kranz gewirkt habe.



Das Kränze Binden hat bei mir erstaunlich gut funktioniert, ich bin zwar in solchen Sachen nicht schlecht, aber das 1. Mal funktioniert ja selten. (Ich habe schon mal Blumenkränze gemacht, aber das ist Jahre her.) Aber mir hat mein Kranz perfekt gepasst und er sah auch gut aus. Wir haben allerdings auch mit Faden gearbeitet, das ist einfacher als die Blumenstängel selbst zu wickeln.



Dann habe ich noch Paula, H. und A. die Haare geflochten (später waren wir die Einzigen mit Zöpfen, obwohl das so traditionell ist) und dann sind wir mit einigen Jugendlichen der Schule losgefahren. Gefeiert haben wir bei der ehemaligen Mentorin H.s, die schon eine langzeitige Freundin von vielen im Umkreis und der Schule ist. Die Männer und Jungen hatten alle Kränze aus Eichenblättern auf dem Kopf, obwohl das eigentlich nur Männern mit Namen Jānis erlaubt ist, denn man feiert in den Jānistag, also den Johannistag rein, an dem auch alle Jānis‘ Namenstag feiern. Ligo, heißt die Nacht, weil am 23. Liga Namenstag hat.
Die Eichenblätterkränze sind echt beeindruckend, viel beeindruckender als die Blumenkränze für die Mädchen und Frauen.



Als wir ankamen, haben wir erstmal gegessen.


Jānissuppe



Natürlich gab es auch den typischen Käse mit Kümmel und Bier (wir hatten die Schule verlassen, in der es selbst zur Hochzeit keinen einzigen Tropfen Alkohol gab, (was die Stimmung keineswegs beeinträchtigt hatte)). Dann, kurz vor Sonnenuntergang sind wir auf den am nächsten stehenden Hügel gegangen (die Letten haben nur ein Wort für „Berg“ und „Hügel“, hier gibt es keine richtigen Berge ;)). Dort hatten die Männer einen riesigen Scheiterhaufen errichtet. Es regnete immer mehr, man könnte sagen in Strömen, aber die Männer haben ihn trotzdem zum Brennen gekriegt. Außerdem gab es noch eine viele Meter hohe Fackel. Beides muss bis zum Sonnenuntergang brennen, was ungefähr 5 Stunden dauert.



Wir standen also beim Feuer und haben Ligo-Lieder gesungen, in denen es hauptsächlich darum ging, dass doch der Regen für heute fortziehen kann und dass die Jāniskinder die Sonne so mögen. Ich glaube, wir haben den Regen zu sehr provoziert. Wir sind nicht lange beim Feuer geblieben und wieder zurück in das Steinhaus gegangen, das aber nicht beheizt war. Wir haben Decken bekommen und waren halt nass. Frieren mussten wir aber nicht.
Nach dem ein oder anderen Gespräch sind wir dann zum Tanzen geholt worden. Der Regen hatte etwas nachgelassen und wir konnten wieder auf den Hügel gehen. Wir haben Ligolieder/Daina gesungen und dazu Paartänze getanzt, bei denen jeder Mal mit jedem tanzt und man sich im Kreis an den Händen hält oder gegenüber steht und klatscht. Leider haben wir wegen des Wetters nicht die ganze Nacht durchgetanzt und gesungen, wie es sonst gemacht wird, denn es hat wirklich keine Minute aufgehört zu regnen.
Also gingen wir bald wieder zurück und warteten unter Decken auf den Morgen. Und als die Sonne aufging, das war so um vier rum, sind wir nachhause gefahren und ins Bett gegangen.
Ich bin über das Fest nicht total enttäuscht, aber schade ist schon, dass das Wetter nicht mitgespielt hat. Das tolle war aber, dass die Feiernden sich nicht die gute Laune haben nehmen lassen.

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Sonntag, 21. Juni 2015
Hochzeit in der Kalna Skola
Gestern haben wir eine Hochzeit gefeiert. Und was macht man, bevor man eine Hochzeit feiert? Entweder man organisiert Leute, die das Essen vorbereiten und die Räume schmücken und putzen oder man macht es selbst. Ich finde es toll, dass hier alles selbst gemacht wurde, das ist nochmal eine ganz andere innere Vorbereitung auf das Fest. Man kann besser feiern, wenn man davor viel gearbeitet hat und das haben wir auf jeden Fall. (Dazu kommt, dass man sich denkt, dass man es sich auch richtig verdient hat.) Tagelang haben wir geputzt, Betten bezogen, gekocht, gebacken, geschält, geschnitten und… naja mittlerweile könnt ihr euch das ja schon denken. Es gab Zeiten, da war es echt nervig aber auch Stunden in denen es Spaß gemacht hat. Zum Beispiel am Tag zuvor, als wir bis abends um sieben noch 30 Gäste aus den Niederlanden bewirtet hatten (ich weiß nicht warum das so geplant wurde) und es dann in den Abendstunden nochmal richtig losging. Da waren die meisten aus Grostona schon da und auch mehrere in meinem Alter. Es war „lustigi“, was soviel heißt wie (ich versuche A. zu zitieren) „zusammen singen, spielen und tanzen und arbeiten und...“ Vielleicht heißt es gesellig? Google-Übersetzter sagt, es heißt „lustig“, aber das trifft es nicht.



Das Schmücken mit Eichenblättern ist traditionell.


Und sowieso wird alles mit Blumen und ganzen kleinen Bäumen geschmückt. Das finde ich so schön. Natur ist der beste Schmuck.


Gespendete deutsche Küchentücher als Wegweiser zum Festsaal und ein in das Haus gebrachter Birkenbaum.


Die festlich geschmückte Sporthalle.

Gestern dann wurde vormittags noch vorbereitet und um eins fand die Trauung in der „Kapella“ statt (dem Andachtsraum der Schule).


Das Brautpaar.

Danach wurde gegessen, eigentlich durchgängig bis in die Nacht. Erst Mittagessen, dann gleich danach kalte Snacks (Kartoffelsalat, kalter Braten, Fisch, das sind hier Snacks) und dann wurde so langsam immer mehr aufgetischt, so dass der Übergang zu Vesper und Abendbrot verschwamm. Trotzdem ist viel übrig geblieben, davon werden wir noch eine Weile essen.


Der Hochzeitskuchen, das einzige Gericht, das nicht selbstgemacht ist. Aber es besteht aus den eigenen Eiern!


Der Mittagstisch (da fehlt noch einiges, was später dazukam, wie z. B. Eis natürlich).

Natürlich wurde auch gesungen. Wieder fingen wir an, nachts, als nur noch wenige Gäste im Festsaal (Sporthalle) waren, mit dem Musiklehrer R., Jete und Paula an zu improvisieren. Und wiedermal hat sich für mich bestätigt, dass man am besten Musik machen kann, wenn man müde und entspannt ist. Man hört sich selbst zu und genießt die Musik, denkt nicht darüber nach, was schlecht klingen könnte und lässt sich treiben. Ich glaube am Ende klingt es so auch am besten, nicht nur, dass es sich am besten anfühlt.
Um 12 waren dann alle Gäste schon schlafen gegangen oder im Umkreis verstreut und wir hörten auf Musik zu machen.
Aber ins Bett ging es nicht. Könnt ihr euch denken, was noch getan werden musste?
Geschirr spülen! Dramatischer Tusch! Aber es war okay, wir mussten nicht alles vom Tag spülen und waren so nach eineinhalb Stunden fertig. (Das ist echt nicht viel für eine Feier.) Außerdem konnten wir heute ausschlafen und das habe ich genutzt. Der Rest der Aufräumarbeiten wird dann morgen vorgenommen. Heute ist Sonntag.

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Donnerstag, 18. Juni 2015
Jojos Klaviergeschichten
Ich habe einen YouTube-Kanal eröffnet, falls es interessiert, hier ist er: https://www.youtube.com/channel/UCMQV5b7MTcPcql5vOJyT7RQ

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Letzte Aktualisierung: 2015.10.30, 05:34
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