Mein Jahr in Lettland
Mittwoch, 15. April 2015
Ein Lied (dessen Text ich nicht verraten werde)
Dies ist vorerst das letzte Stück, dass ich aufgenommen habe. Es ist schon ein paar Jahre alt, aber es ist nicht so lange her, dass ich es aufgenommen habe.

Es gibt rein theoretisch auch einen singbaren Text dazu, aber der ist hier nicht dabei.

dornenlied istrumental (m4a, 6,471 KB)

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Freitag, 10. April 2015
Raus mit mir
Die zweite Wärmewelle ist angekommen und irgendwie lässt sie mich glauben, es ehrlicher mit uns zu meinen, als die Erste. Diese schien uns im Fortgehen über die kalte Schulter „Voll vera*****!“ zugerufen zu haben. Jedenfalls scheint die Natur ringsum der Zweiten auch mehr zu trauen. Die Spinnen krabbeln wieder im Gras herum und die Fliegen sonnen sich wieder auf der weiß verputzten Hauswand, man hört das Summen von Bienen und es wurde schon wieder die erste Eidechse dieses Jahres zur Präsentation mit in die Küche verschleppt. Das arme Ding!, aber es wurde nicht gekocht. Auch die Kinder sind wieder oft draußen. Ein Schüler hat mir hochinteressiert einen Biberschädel gezeigt, den er draußen gefunden hatte. Da war ich auch hochinteressiert. Ich frage mich, wo er ihn gefunden hat. Ich glaube nicht, dass der Junge beim Fluss gewesen war, aber wie kommt der Schädel hier her, wenn der Fluss 2 km von hier entfernt liegt. Entfernen sich Biber wirklich so weit vom Wasser?
Ich habe das schöne Wetter genutzt und heute vor dem Mittagessen (für mich kein Unterricht am Freitag und in der Küche nichts zu tun) einen Fotografier-Spaziergang gemacht. Die Vögel haben sehr schön und richtig ausgelassen gesungen und es war angenehm warm. Nicht ganz so warm wie in Jurmala, aber das hat die Schönheit des Tages keineswegs geschmälert. Ich konnte meinen Strickpullover rausholen und die dicke Jacke drinnen lassen.
Hier ein paar Bilder:


























A.s Lieblingsblume


Beim Biologieunterricht



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Dienstag, 7. April 2015
Wie man lettisch Eier färbt, Osternächte feiert und wie ein Ostergottesdienst ablaufen kann
Beginnen wir mit dem Karfreitag. Am Nachmittag waren wir in Madona, um den Kreuzweg mitzulaufen. Wir waren schon um fünf in der Kirche, obwohl der Kreuzweg erst um sechs anfing und es war schon in der Kirche nicht besonders warm. Aber als wir dann draußen waren, gab es auch noch Schneeregen und ich hatte keine dichten Schuhe an. Außerdem dauerte der Kreuzweg nicht (wie geplant) eineinhalb Stunden sondern drei Stunden. Ich würde sagen, das ist typisch Lettland. Vom Inhalt des Kreuzwegs habe ich nicht viel mitbekommen, aber er war ökumenisch und es waren ein Haufen Pastoren, Priester und Bischöfe verschiedenster Konfessionen dabei, die alle mal gebetet haben, auch für oder sagen wir gegen Dinge, denen ich nicht zustimmen konnte. Ansonsten wurden nach jeder Station andere Menschen aufgefordert, das Kreuz zu tragen, wie z. B. Mütter und Väter oder Mediziner/innen. Die Idee fand ich nicht schlecht.

Am Karsamstag haben wir Essen vorbereitet und Eier gefärbt. Die Letten haben da eine beeindruckende Technik, die mir völlig neu war.
Erst kocht man die Eier hart.
Zum Färben braucht man:

- in Wasser eingelegte Zwiebelschalen,



- verschiedene Blüten, Blätter, Flechten und Nadeln, die man draußen gefunden hat



- und Gazebinden.

Auf dem Herd sollte man schon Zwiebelschalenwasser aufkochen.



Zuerst nimmt man die hartgekochten Eier und drückt Blüten, Blätter, Flechten oder Nadeln darauf. Diese dienen nicht zum Färben, sondern sollen das Zwiebelschalenbraun nicht ranlassen, damit Muster entstehen. Umso fester sie aufliegen, desto besser. Deswegen sollte man denke ich nicht mit ausgeblasenen Eiern arbeiten, weil die dem Druck nicht standhalten dürften.
Man drückt also z. B. eine Blüte aufs Ei, legt darüber die in Wasser eingelegten Zwiebelschalen und wickelt dann das Ei mit Gaze ein, sodass nichts verrutscht.



Dann kommt es in den Topf mit dem Zwiebelschalensud und kocht es nochmal. Ich weiß ehrlichgesagt nicht, wie lang unsere Eier in dem Wasser gekocht haben, dafür war ich nicht zuständig, aber das Färben allein mit Zwiebelschalen ist in Deutschland ja auch bekannt. Man findet das sicherlich raus, ich vermute, man braucht vielleicht 5 bis 10 Minuten.
Man nimmt das Ei, wenn es fertig ist aus dem Topf und wickelt es aus. (Wenn man mehrere Eier macht, wäre es der Natur gegenüber, die uns am Leben erhält, sehr freundlich, wenn man die Gaze mehrmals benutzt, auch wenn sie nicht mehr weiß ist. Das schadet der Färbung nicht.)
So sieht dann z. B. ein fertiges Ei aus.





Wir haben auch mit normalen Färbetabletten gefärbt, die in einem Brief von unserer lieben Familie gewesen war,



und auf die sorbische Weise, mit Kerzenwachsmalerei. (So haben wir es immer zuhause mit ausgeblasenen Eiern gemacht.



Da nebenher in der für die vielen Menschen doch kleinen Küche auch noch viele andere Dinge getan wurden, sah es dann auf dem Tisch in der Mitte so aus:



Am Samstagabend sind wir dann um zehn nach Madona zur Kapelle gefahren, um dort bis nach Mitternacht zu beten, zu singen und natürlich auch zu essen und zu trinken. Das ist nicht jedes Jahr so, also kein typischer Osterbrauch. Paula und ich haben auch ein paar musikalische Beiträge geleistet und als wir schon vor zwei Uhr aufhörten (A. hatte gesagt, wir würden mindestens bis 4 bleiben, weil dass die zugeordnete Zeit ist. In der Kapelle ist rund um die Uhr jemand zum Beten eingeteilt), war das kurz bevor alle durchhingen. Also meiner Meinung nach genau richtig. Aber ich bin ja auch nicht so ein Nachtmensch. Jedenfalls hatten wir auch jüngere Kinder mit dabei.
An diesem Abend kamen H.s Schwester und ihre Freundin, die jetzt noch eine Woche in Lettland bleiben werden.
Wieder zurück in der Schule, haben wir Freiwilligen noch schnell Schokolade für die Kinder versteckt und sind dann ins Bett gefallen.

Am Ostersonntag sind wir so um neun wegen den jubelnden Kindern aufgewacht, die von der Schokolade hellauf begeistert waren.
Wir haben gemütlich zusammen gefrühstückt und dann haben wir fünf deutschen Mädchen ein paar Lieder für den Ostergottesdienst um drei vorbereitet.
Dieser dauerte zweieinhalb Stunden, denn es gab einiges zu erledigen. Beide Pfarrer wollten eine Predigt halten (bei der sie sich dieses Mal wirklich kurz fasten), es wurden zwei Leute getauft, Menschen in die Gemeinde aufgenommen und es gab sogar eine Trauung. Das begriff ich erst mittendrin, denn Braut und Bräutigam trugen weiße Gewänder wie die Täuflinge und waren auch sonst nicht rausgeputzt, was ich auch schön finde. Allerdings ist auch das nicht typisch Lettland.
Naja, und dann gab es natürlich noch das Abendmahl und es wurde bestimmt ein halbe Stunde musiziert, was auch etwas Besonderes für die Gemeinde in Ļaudona war. Dort ist der Gottesdienstablauf immer gleich, auch die Lieder. Da vermisse ich die Vielfalt in Herrnhut schon.

Am Ostermontag geschah in der Schule überhaupt nichts. Das war Paula und mir aber ganz Recht, denn wir haben neuen Lesestoff bekommen, mit dem wir uns die meiste Zeit beschäftigt haben.

Und heute ist schon wieder Unterricht. Man sagte uns, in manchen Jahren hätten Ostern und die Frühlingsferien zusammengelegen, aber in diesem Jahr ist das nicht so.

Zum Schluss: verspätete aber nicht weniger ernst gemeinte Ostersegenswünsche an alle.

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Letzte Aktualisierung: 2015.10.30, 05:34
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