Mein Jahr in Lettland
Mittwoch, 22. April 2015
Debessmanna: Rezept für ein lettisches Dessert
Die Bezeichnung „debessmanna“ bedeutet im Grunde „Himmelsmanna“ („debess“=Himmel, „manna“=Manna, Grieß, Grießbrei).
Obwohl unsere Schulleiterin gedacht hatte, dass „debessmanna“ ursprünglich ein deutsches Gericht ist, glaube ich, dass es sich hier um etwas typisch Lettisches handelt. Bevor ich nach Lettland kam, hatte ich sowas jedenfalls noch nie gegessen.
Im folgenden „Rezept“ kann ich leider keine richtigen Mengenangaben machen, weil in der Kalna Skola fast nichts Alltägliches nach Rezept zubereitet wird. Aber debessmanna ist im Grunde sehr einfach zu machen. Trotzdem, Vorsicht mit der Gesamtmenge! Wie V. es einmal ausdrückte: Nachdem man ein Schälchen debessmanna gegessen hat, fühlt man sich wie ein Ballon.


Man braucht:
- Früchte: Ob frisch oder eingefroren ist egal. Wir nehmen hier Äpfel oder verschiedene Beeren, wie z. B. Blaubeeren, Johannisbeeren oder Moosbeeren (vorsichtig Moosbeeren, die sind sehr bitter und sollten immer mit etwas anderem vermischt werden) und/oder Quitten.
- Zucker
- Grieß

- einen Topf
- einen robusten Schneebesen oder auch nur einen Holzlöffel
- Einen Mixer oder einen Pürierstab
- evt. Milch


So wird’s gemacht:
Man schneidet das Obst klein (mit Beeren muss man das natürlich nicht machen) und kocht sie zusammen mit Zucker zu Saft. Das dauert seine Zeit und wie viel Zucker man braucht kann ich nicht sagen, man muss einfach abschmecken. A. und ich sind auch nie einer Meinung, ob es schon süß genug ist oder nicht. Die Letten machen überall so viel Zucker rein!
Wenn der Saft gekocht hat (nicht die Früchte raussieben, sondern) Grieß unter ständigem Rühren langsam in den noch heißen Saft rieseln lassen. Wenn die Masse dickflüssig ist, aber man sie noch mit einem Schneebesen umrühren kann, ohne dass man Angst um dessen Stabilität haben muss, ist genug Grieß im Saft. Man braucht wirklich nicht viel Grieß!!! Er quellt später noch ordentlich auf.
Die Mischung am besten über Nacht stehen lassen, sodass alles schön Aufquellen und Abkühlen kann.
Jetzt ist die Masse ziemlich fest und sieht so aus (hier haben wir Quitten und ein paar Beeren verkocht).



Der letzte Schritt heißt: Alles pürieren, damit sich die Obststückchen mit dem Grieß vermischen.
Das Ganze sieht dann so aus.



Debessmanna kann man als Nachtisch mit oder ohne Milch servieren, die einfach individuell dazu geschüttet werden kann.

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Dienstag, 7. April 2015
Wie man lettisch Eier färbt, Osternächte feiert und wie ein Ostergottesdienst ablaufen kann
Beginnen wir mit dem Karfreitag. Am Nachmittag waren wir in Madona, um den Kreuzweg mitzulaufen. Wir waren schon um fünf in der Kirche, obwohl der Kreuzweg erst um sechs anfing und es war schon in der Kirche nicht besonders warm. Aber als wir dann draußen waren, gab es auch noch Schneeregen und ich hatte keine dichten Schuhe an. Außerdem dauerte der Kreuzweg nicht (wie geplant) eineinhalb Stunden sondern drei Stunden. Ich würde sagen, das ist typisch Lettland. Vom Inhalt des Kreuzwegs habe ich nicht viel mitbekommen, aber er war ökumenisch und es waren ein Haufen Pastoren, Priester und Bischöfe verschiedenster Konfessionen dabei, die alle mal gebetet haben, auch für oder sagen wir gegen Dinge, denen ich nicht zustimmen konnte. Ansonsten wurden nach jeder Station andere Menschen aufgefordert, das Kreuz zu tragen, wie z. B. Mütter und Väter oder Mediziner/innen. Die Idee fand ich nicht schlecht.

Am Karsamstag haben wir Essen vorbereitet und Eier gefärbt. Die Letten haben da eine beeindruckende Technik, die mir völlig neu war.
Erst kocht man die Eier hart.
Zum Färben braucht man:

- in Wasser eingelegte Zwiebelschalen,



- verschiedene Blüten, Blätter, Flechten und Nadeln, die man draußen gefunden hat



- und Gazebinden.

Auf dem Herd sollte man schon Zwiebelschalenwasser aufkochen.



Zuerst nimmt man die hartgekochten Eier und drückt Blüten, Blätter, Flechten oder Nadeln darauf. Diese dienen nicht zum Färben, sondern sollen das Zwiebelschalenbraun nicht ranlassen, damit Muster entstehen. Umso fester sie aufliegen, desto besser. Deswegen sollte man denke ich nicht mit ausgeblasenen Eiern arbeiten, weil die dem Druck nicht standhalten dürften.
Man drückt also z. B. eine Blüte aufs Ei, legt darüber die in Wasser eingelegten Zwiebelschalen und wickelt dann das Ei mit Gaze ein, sodass nichts verrutscht.



Dann kommt es in den Topf mit dem Zwiebelschalensud und kocht es nochmal. Ich weiß ehrlichgesagt nicht, wie lang unsere Eier in dem Wasser gekocht haben, dafür war ich nicht zuständig, aber das Färben allein mit Zwiebelschalen ist in Deutschland ja auch bekannt. Man findet das sicherlich raus, ich vermute, man braucht vielleicht 5 bis 10 Minuten.
Man nimmt das Ei, wenn es fertig ist aus dem Topf und wickelt es aus. (Wenn man mehrere Eier macht, wäre es der Natur gegenüber, die uns am Leben erhält, sehr freundlich, wenn man die Gaze mehrmals benutzt, auch wenn sie nicht mehr weiß ist. Das schadet der Färbung nicht.)
So sieht dann z. B. ein fertiges Ei aus.





Wir haben auch mit normalen Färbetabletten gefärbt, die in einem Brief von unserer lieben Familie gewesen war,



und auf die sorbische Weise, mit Kerzenwachsmalerei. (So haben wir es immer zuhause mit ausgeblasenen Eiern gemacht.



Da nebenher in der für die vielen Menschen doch kleinen Küche auch noch viele andere Dinge getan wurden, sah es dann auf dem Tisch in der Mitte so aus:



Am Samstagabend sind wir dann um zehn nach Madona zur Kapelle gefahren, um dort bis nach Mitternacht zu beten, zu singen und natürlich auch zu essen und zu trinken. Das ist nicht jedes Jahr so, also kein typischer Osterbrauch. Paula und ich haben auch ein paar musikalische Beiträge geleistet und als wir schon vor zwei Uhr aufhörten (A. hatte gesagt, wir würden mindestens bis 4 bleiben, weil dass die zugeordnete Zeit ist. In der Kapelle ist rund um die Uhr jemand zum Beten eingeteilt), war das kurz bevor alle durchhingen. Also meiner Meinung nach genau richtig. Aber ich bin ja auch nicht so ein Nachtmensch. Jedenfalls hatten wir auch jüngere Kinder mit dabei.
An diesem Abend kamen H.s Schwester und ihre Freundin, die jetzt noch eine Woche in Lettland bleiben werden.
Wieder zurück in der Schule, haben wir Freiwilligen noch schnell Schokolade für die Kinder versteckt und sind dann ins Bett gefallen.

Am Ostersonntag sind wir so um neun wegen den jubelnden Kindern aufgewacht, die von der Schokolade hellauf begeistert waren.
Wir haben gemütlich zusammen gefrühstückt und dann haben wir fünf deutschen Mädchen ein paar Lieder für den Ostergottesdienst um drei vorbereitet.
Dieser dauerte zweieinhalb Stunden, denn es gab einiges zu erledigen. Beide Pfarrer wollten eine Predigt halten (bei der sie sich dieses Mal wirklich kurz fasten), es wurden zwei Leute getauft, Menschen in die Gemeinde aufgenommen und es gab sogar eine Trauung. Das begriff ich erst mittendrin, denn Braut und Bräutigam trugen weiße Gewänder wie die Täuflinge und waren auch sonst nicht rausgeputzt, was ich auch schön finde. Allerdings ist auch das nicht typisch Lettland.
Naja, und dann gab es natürlich noch das Abendmahl und es wurde bestimmt ein halbe Stunde musiziert, was auch etwas Besonderes für die Gemeinde in Ļaudona war. Dort ist der Gottesdienstablauf immer gleich, auch die Lieder. Da vermisse ich die Vielfalt in Herrnhut schon.

Am Ostermontag geschah in der Schule überhaupt nichts. Das war Paula und mir aber ganz Recht, denn wir haben neuen Lesestoff bekommen, mit dem wir uns die meiste Zeit beschäftigt haben.

Und heute ist schon wieder Unterricht. Man sagte uns, in manchen Jahren hätten Ostern und die Frühlingsferien zusammengelegen, aber in diesem Jahr ist das nicht so.

Zum Schluss: verspätete aber nicht weniger ernst gemeinte Ostersegenswünsche an alle.

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Sonntag, 26. Oktober 2014
Nochmal uebers Bonbonmachen
Hier kommt ein kurzer Nachtrag zum Bonbonmachen.
Eigentlich sind es gar keine richtigen Bonbons geworden, sondern eine dickfluessige suesse Masse, die man aufs Brot schmiert oder anderweitig zum Suessen benutzt. Aber ich vermute, wenn man die Masse noch laenger gekocht haette, oder wenn man kleine Kleckse der Masse lange trocknen lassen wuerde, kaemen dabei auch Bonbons heraus.

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Samstag, 25. Oktober 2014
Wie man Bonbons macht
Mein Blog wandelt sich immer mehr zu einem Kochratgeber, aber wenn man so viel Zeit in der Küche verbringt, dann muss man auch darüber erzählen. Also mache ich das.
Wir haben nämlich heute während wir Apfelmarmelade, getrocknete Apfelscheiben und Apfelkuchen gemacht haben auch Milchbonbons gekocht.
Im Prinzip ist das total einfach. Man nimmt einen Liter Vollmilch und ein Kilo Zucker (oder eben mehr oder weniger in gleichen Teilen), vermengt das in einem Topf und lässt es so ungefähr fünf Stunden kochen. Dabei muss man immer Mal wieder umrühren, aber da wir sowieso noch anders in der Küche gearbeitet haben, war das kein Problem. Danach wurde die Masse in Schüsseln gegossen. Ich weiß nicht gar nicht, wie weich sie ist, wenn sie kalt geworden ist, und ob man das Zuckerzeug zerschneidet oder zerhackt  Mal sehen. Ich werde darüber berichten.
Ansonsten haben wir in der letzten Woche eben viel unterrichtet und alles Mögliche aus Äpfeln gemacht. Schließlich muss die Sapte (Marmelade) bis zum nächsten Sommer für alle Kinder reichen.
Sonst gibt es gar nichts mehr zu erzählen, also macht‘s gut und so.
Eure Jojo

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Samstag, 18. Oktober 2014
Fisch, Violinist und Äpfel
Zuerst einmal ein paar Fotos von heute früh. Ich bin um neun aufgestanden, aber es sah so aus, als hätte der Tag gerade eben erst begonnen.


aus unserem Zimmerfenster herausfotografiert


die Blätter sind schon bunt geworden


der bisher stärkste Raureif


Die letzte Woche haben wir sehr viel Fisch gegessen, da ein paar Männer aus der Schule letzten Sonnabend an irgendeinem Dach mitgearbeitet haben und dafür Unmengen an Fisch geschenkt bekommen haben. Ansonsten war die Woche wie immer.
Bis gestern. Am Freitag waren H., Paula und ich nämlich in Madona in einem Violinkonzert von einem berühmten Rigaer Violinisten namens Raimond Ozols. Es hat uns allen dreien nicht besonders gefallen. Es war echt faszinierend, wie gut der Musiker spielen konnte, aber mein Typ Musik war es nicht. Wir hatten Klassik erwartet, aber dann war es so eine Mischung aus Jazz, Old-Ladys-Rock (Neologismus) und diese Lieder die man immer bei der Standarttanzstunde hört. Naja, wie auch immer.
Heute haben wir in der Küche gearbeitet und danach bin ich mit zwei Schülern und A. Äpfelauflesen gefahren.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob wir in einem alten Garten, oder was davon übriggeblieben ist, waren. Zumindest hat A. erzählt, dass dort seit 10 Jahren geerntet wird. Als ich aus dem Bus stieg musste ich gleich an „Prinz Kaspian von Narnia“ denken. Als Peter, Susan, Edmund und Lucy wieder nach Narnia kommen, sind sie ja im seit 3000 Jahren verwilderten Apfelgarten sind. Das wo wir waren war allerdings sehr klein, aber alles sah eben so uralt aus.
Erst ein paar Bilder aus der Küche.







Diesen Kuchen macht man so.
Auf den Boden kommt ganz normaler Mürbeteig, dann ganze entkernte Äpfel, in die man Beeren und Honig füllt und drüber kommt feste Sahne mit etwas Milch und Zucker vermixt (Hier heißt das Buterkrems). Am besten gleich noch mal Sahne drüber, davon kann man nie zu viel haben. Sehr lecker! Aber dazu muss gesagt werden, dass es sich hier nicht um einen typisch lettischen Kuchen handelt. Das Rezept stammt nämlich von deutschen Gästen die hier irgendwann mal ein Jahr waren.
Nächste Woche sollen H., Paula und ich einen Kuchen nach unserem Rezept backen. Mal sehen was es wird.
Und hier noch ein paar Bilder vom Äpfelauflesen.


mit diesem Bus sind wir hingefahren










Das erste Eis. Es lag mitten auf dem Weg zurück in die Schule, aber es musste extra angehalten werden, damit die Jungs es mit Erdklumpen und Stöcken zersplittern konnten.

Das wars von mir.

Habt ein schönes Leben!

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Letzte Aktualisierung: 2015.10.30, 05:34
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